Über die Autorin
Buch

POESIE  
PROSA
ESSAY
Aus Wilde Heckenrose
Aus Tristan und Isolde
Aus Alte Lieder
Aus Aus Tore, Fenster, Bögen
Aus Stanzen in der Weise von Alexander Pope  
Aus Stelen und Inschriften
Aus Jamben
Chinesische Reise
Aus Abendlied
Aus Elegien
Aus Anfang des Buches
Aus Stanzen in der Weise von Alexander Pope
(1979–1980)
Erste Stanzen
Für Jelena Schwarz
For ever separate, and for ever near.
A. Pope
1

Ein Dichter jener ist, der will, was jeder
wollen will: nehmen wir an auf einer
Chaussee steht ein Taifun, ein schwarzes Schild,
es wird meteoritengleich getilgt.
Die Zeit, sie gleicht der Blume, blüht derart,
daß in die hohle Hand wie Chrysopras
Verstand uns führt, in tiefes Scheitern auch.
Und das ist die Wahrheit. Der Rest ist - Staub.


2

Nicht Tod, nein - was kümmert uns dies Böse,
die Sünde, der Tod? steinerne Asche
anderer Wesen, die gestürzt hierher,
vom Raum dann aufgefressen wie ein Stern.
Doch Raum hat das Leben, es lebt bei dir,
den Augen süß, freundlich für das Gehör,
und schön ist Leben dann, als führe man
auf Schlitten mit dem guten Freund zu Tal.


3

Welcher Freund denn? Mein Freund, sage ich leis -
und seh: der Ton beschreibt jetzt einen Kreis,
und weitere noch, wickelt den Faden,
bittend nicht mehr, abgewöhnt das Weinen.
Mein Freund! ich glaub niemandem, Leben sei
ein Traum, den jemand träumt, einzig, allein -
und ungehindert öffne ich den Kreis:
Es segne dich der Herr, mein Freund. Er weiß.


4

Und du, Hoffnung. Für dich sind alle gleich:
jeder ist dran, dies versteckt sich: hinein
in die Nuß, den nächsten Moment, wo’s laut
und schwarz, in trocknen Mohn, ins Senfkorn auch -
o, in das kleinste der Länder, ich weiß,
schiebst deine jähe Schaubude du hinein,
Regenbögen, goldene Dunkelheit.
Doch wie leuchtet uns Hoffnungslosigkeit!

5

Wer Tag für Tag, wie Bettler in Zügen,
mit Tränen in Augen und mit Lügen
in Mütze, die gestohlen, trug, was klingt -
der, Hoffnungslosigkeit, weiß, was du singst.
Er kennt den Bau aus Stimmen gut und geht
durch des Gerüst’s Vorläufigkeit und strebt
immer höher, höher - und stets zurück.
Und korrigiert so, was man da verrückt.

6

So zeigt uns denn die Nacht in den Bergen,
das Feuer astronomischer Gärten,
den Apfelbaum im unendlichen Kleid,
als stünde er in dem Gesicht des Leids.
Sein Kleid beginnt mit Blütenblättern
nicht: ins Eis der Höhe folgen später
seinen Spuren Blumen, Blütenstände
zum Hain, in ein arktisches Gelände.

7

Dort ist es schrecklich, mein Freund. Dort leuchtet
Arktur, drehn sich die Kugeln. Betrachtet
unzählig Gestalt bös die andre Welt,
ein sehend Rückgrat, welches funkelt -
als sollten wir ihm folgen, und zwar gleich,
aus wasserreicher Tiefe Dunkelheit.
Wir gehen, schlucken Staub und Salz dabei,
wie bei einer Prozession, nachdem ein-

8

getroffen der König, er sich zum Dom
bewegt, entlang seiner Straßen. Vor ihm
Verwüstung. Doch hinter ihm legt der Stoff,
der Millionen Zündhölzer entflammte schon,
auf Häuser, Gesichter sich, auf Säulen,
wie Pest sie aufgestellt allerorten,
auf Glocken, Seefahrt, Bögen er liegt ...
Doch wissen kann nur er - was er hier sieht.

9

Nicht Tod noch Leben, nicht Mensch noch Tier auch,
nicht jener Hoffnung hoffnungsloser Lauf,
noch daß schon lang gerechtfertigt wir sind,
noch daß in meiner Tiefe es dunkel klingt,
ist jener Wunsch noch solchen Wunsches Teil.
Geheimnis - ist der Wunsch. O Wunsch: im Leid
zu heben nicht das traurige Gesicht.
Nicht wie der Sohn vor Vaters Angesicht:

10

wie vor dem Kranken - Schmerz, der innen ganz.
Und das ist Salz, salzig werdendes Salz.
Walter Thümler
 Erste Stanzen. Für Jelena Schwarz
Zweite Stanzen. Auf den Tod eines Kätzchens
Dritte Stanzen. Wein und Seefahrt
Koda
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