Über die Autorin
Buch

POESIE  
PROSA
ESSAY
Aus Wilde Heckenrose
Aus Tristan und Isolde
Aus Alte Lieder
Aus Aus Tore, Fenster, Bögen
Aus Stanzen in der Weise von Alexander Pope
Aus Stelen und Inschriften
Aus Jamben
Chinesische Reise
Aus Abendlied
Aus Elegien  
Aus Anfang des Buches
Aus Elegien
(1987-2004)
Elegie des herbstlichen Wassers
Zum Gedenken an Sergej Morosow
und Leonid Gubanow
1

Aus du wird ihr,
                        ihr alle,
                                 wird sie.
Über ihrem Enden, über dem Selbstmord
wie lang sollen wir stehen und hören, wie mit prophetischem Pfeifen
des Herbest Tage sich verkürzen?

2

Der Winter und das Alter starren mir ins Gesicht. Mit Augen,
die unmenschlich und kühn, der Winter und das Alter schauen:
sie müssen prüfen, was übrig noch
auf wölfischem Zahn, auf zerstörerischer Trauer Joch.

3

Erhebe dich, meine Seele, steh auf, wie Andreas von Kreta
                                              sagt. Zu spät, nicht zu spät - die Rede
ist nicht unsere, laß andere sie von anderen hören.
Der Winter und das Alter schreiben ein weißes Wort
in noch heißer Luft: eine Flamme unsichtbarer Kerze

4

in noch sichtbarem Dunkel. Kommende Spuren
im Schnee, bis dahin wird es lange dauern. Serjoscha, Ljonja,
erinnert ihr euch, wie die Erde ächzte auf dem Hang,
nachdem sie unten sah
die Fackel vorwinterlichen Wassers?

5

Um vertraute Felder mit altem Stab ich gehe,
nicht abgeerntete, wie stets, des irdischen Meers
Taifune, wie schwache wäßrige Saiten schwer,
von denen die Hügel ausgerollt sind, in der Höhe

6

wiederholend den Ton der Quelle, ähnlich ... Ja,
irgendwelchen Hämmerchen aus dem Orient -
oder Kamm und Papier im Munde fließender
Wasser, die, aus dem Schweigen kommend, sagen: „Wir sind da“.

7

Aus dem Feuer des Schweigens in bleiche Flamme
des Rauschens - des Klirrens - des Halbsingens
hinab schaut das Wasser,
hinab geht es gebeugt.
Sich mir zuwendend
sagt jemand:
Gibt es etwas Demütigeres als Wasser?

8

Was ist demütiger als Wasser? Es
ist geduldiger als Geduld, ist wie der Name Anna,
wie Gnade, wie ein Bettler, der noch gibt, die Taschen
umgestülpt vor beliebigem Wunsch des Grundes.

9

Doch jedes Ding kann man öffnen wie eine Tür.
Zu überhimmlischem, unterirdischem Gang gibt es
ein geheimes Türchen.
Es gefunden, rennt das dankbare Herz
hinein - und schweigt in der Heimat.
                                                Es scheint mir

10

jetzt,
daß nichts schneller dahin
führt als dieses - durch leere Gärten,
                                                Pflanzen
der Wiese, des Waldes, schon nicht mehr Trinkende -
                                  als das die Einschläferung
umlaufende schlaflose Wasser,

11

bevor es zu Eis wird, zu Traum,
zu Lidern, zur ergebenen Haut
des Eingeschlafenen in der Liebkosung, des Sehenden, der im zarten
Traum sich weiter zu zweit sieht ...
Dinge, in eurem Garten,
ähnelt ihr der Liebe - oder ähnelt sie euch?

12

Dichter - das ist, wer sterben kann
dort, wo Leben - heißt: bis zum Tod zu gehen.
Die Übrigen laß zum Narren machen, wen sie können.
                                             Auf leeren Briefumschlag
laß ihren Absender sie schreiben.
                              Ewigen Wissensdurst

13

und ewige Gier zu überwinden - wird uns keine große Mühe sein,
Muse, schauend mit den ausgestorbenen Augen
des schauerlichen Pferdes, das schlug des Wassers Flamme
aus dem Fels, auf welchem weder ein

14

Baum noch Tier, noch Vogel ist. Nur ihr,
blasse Schatten. Und seid wie hellblondes Kind,
Halme sammelnd hellen
                                       heiligen
                                       trockenen
                                       Grases.

15

So klingt es, wenn schauen: Himmelsfeste, Alter und der Winter.
So klingt es, wenn pfeifende Flügel über glühende Spur,
über Staaten, lang wie Traum und
wie der Tod, so feige, finster,
unsere Göttin tragen -
Muse - Sieg.
Walter Thümler
 Elegie des herbstlichen Wassers
Elegie des Feigenbaums
Erde
Anfang
Die Musik
Zum Gedenken an den Dichter
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