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Aus Anfang des Buches | |
Gewidmet Seiner Heiligkeit Johannes Paul | I
Regen
„Man sagt, daß es Gott nicht gibt,
doch es regnet ja!“,
sagte die Alte aus unserem Dorf,
die Kinderfrau Varja.
Jene, die sagten, daß es Gott nicht gibt,
zünden jetzt die Kerzen an,
bestellen die Gebete,
hüten sich vor Andersgläubigen.
Die Kinderfrau Varja liegt auf dem Friedhof,
doch es regnet,
kräftig, reichlich, unübersehbar,
regnet’s, regnet’s,
klopft aber bei niemandem.
II
Nichts
Kraftlos
vollkommen kraftlos
wie ein Nichts
von den schaffenden Händen noch unberührt
Hände der Hoffnung
deren Magnet
den Keim aus schwarzem Acker sich erheben macht
aufstehen den Lazarus des vierten Tags
umwickelt an Armen und Beinen
mit dem Sudarion auf dem Gesicht
mit dem Sudarion toter als der Tod
Nichts
vollkommenes Nichts,
meine Seele!
schweig, solang dich dieses nicht berührte.
III
Sant Alessio. Roma
Römische Schwalben
Schwalben des Aventinos
wenn ihr fliegt
die Augen fest zusammengekniffen
(o wie lange weiß ich schon,
daß alles, was fliegt, erblindet ist,
und darum sagen die Vögel: Herr!
wie der Mensch es nicht vermag)
wenn ihr fliegt
ungewiß wohin ungewiß woher
vorbei an den Apfelsinenzweigen und Pinien ...
kehrt der Flüchtling zurück ins elterliche Haus,
ins alte, tiefe, das dem Wasser im Brunnen gleicht.
Nein, nicht alles geht verloren
nicht alles verschwindet.
Diese Nichtsnutzigkeit
dieses Niemandem-Nichts-Nutzesein
dieses
was weder die eigene Mutter noch die Braut erfährt
dieses verschwindet nicht.
Wie gut ist es schließlich.
Wie gut ist es, was alle
so sehr wollen, erbitten
wofür sie ihr Teuerstes
hergeben -
daß all das, wie sich herausstellt, völlig unnötig ist.
Nicht erkannten sie ihn - wer erkennt ihn schon?
Was blieb denn?
Wunden und Knochen
Trockene Knochen wie im Tale Josaphats. | Walter Thümler | |
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| | Gewidmet Seiner Heiligkeit Johannes Paul |
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