Über die Autorin
Buch

POESIE  
PROSA
ESSAY
Aus Wilde Heckenrose
Aus Tristan und Isolde
Aus Alte Lieder
Aus Aus Tore, Fenster, Bögen
Aus Stanzen in der Weise von Alexander Pope  
Aus Stelen und Inschriften
Aus Jamben
Chinesische Reise
Aus Abendlied
Aus Elegien
Aus Anfang des Buches
Aus Stanzen in der Weise von Alexander Pope
(1979–1980)
Dritte Stanzen
Wein und Seefahrt
Non vogliate negar l'esperienza
di retro al sol, del mondo sanza gente...
Dante, Inf. 26, 117-118
1

Das Dasein - das ist ein unklares Glas.
Roman von Laclos oder gar ein Marsch,
über die Fauna der Seen ein Traktat -
mir ist das gleich. Die Weissagungskugel
erprobt die Flügel überall, verbrennt
im Sehen, dem Nachtfalter gleich, verschenkt
Epochen, Zeiten, rollt dann vor sich hin
des Raums andere Docke, ist blind.

2

Ich lieb’ nicht alte Märchen von fernen
Gespenstern der Toten und der Mörder,
auch wenn die Nacht sie eingießt tropfenweis -
ich schütt’ des Verstands schweren Rausch, der feig,
hinaus: mit dem Schicksal ihrer Schatten
soll’n die Teufel die Hunde an Ketten
belustigen; ein Gewissen im zahmen
Zustand sieht man, aufgehängt am Haken -

3

nicht, nicht anrühren! selbst die Luft, ihre
Strömung: Kapillare, ohne Zierde
die Grotte, Zäune, Honigwabe -
beteiligt sich nicht an der Maskerade.
Doch Mitternacht - ist ein Kelch, den ich nehm;
des sterblichen Gefühls einfacher Lehm,
der furchtlose - eingelebt soll er sein
in das Gedenken, den lieblichen Wein.

4

Er ist wie eine - Heimat, voll Gewicht,
einzig, herrenlos, Länder, die aus nichts
als Rand bestehn, nichts ist dort zu finden.
Irgendwann wird ein anderes Wesen
ihn nehmen und dabei denken an mich,
als wär schon draußen angekommen ich
oder wäre nicht, was hier steht vor mir,
erfüllt von Tiefe ganz und weit und schwer ...


5

Nun, schwer dreht sich die Schraube dort unten:
der Lauf der Höhen, Tiefen, Längen, Kürzen,
Motor des Klangs, das Schwimmen im Verstand,
das Fahren jetzt entlang am fremden Rand.
Nicht wahr? nicht langweilt uns dies Leben,
bis wir das Kreuz des Südens denn gesehen,
und für das Mitleid uns fremder Sterne
opfern den Rest wir irdischer Gefühle.

6

Wie sehr verlockt das träge Fahren uns,
als könnt’ der Lauf uns weiterbringen, so
er ähnelt dem der Maus. Und schwer erstreckt
bis dorthin sich das Wasser mit Geächz.
O, man sagt, daß sich noch Orte fänden,
wo uns des hiesigen Raumes Engen
pulsieren, doch es scheint anders zu sein -
durchlöchert von der Nadel, die geheim.

7
Innen? o ja. Doch besser wohl nicht dort,
sondern irgendwo anders. Wisch schnell fort
das Innere vom kostbaren Fieber,
Querschnitt der Kugel, Kubus, kristalliner:
es schimmert, dem Staube gleich im Fluge,
wartet aufs Glück, zögert in der Türe,
nörgelt, als hieltest du etwas zurück,
genössest vor Hungrigem Brot, dein Glück -

8

genug davon. Wenn man schon hier ist, dann
im Unglück und ganz: schwimm drauf zu, voran,
in knackendes Felsgeklüft schwimm hinein
und wisse, wie ein Kind, du kommst nicht heim:
„Ihr alle seht, wie sehr am Herz es mir liegt,
daß ihr mich nicht kennt! wie heraus ich flieg
aus euren schwarzen Löchern ohne Ziel -
Furchtbare, ihr, verfluchte Welt, gleichviel!“

9

wie Waisen, die gewöhnt ans Verstecken,
ans Lügen, böses Reden, Stehlen, denken
sie immer, denken sie aus aller Kraft,
besser wär’s, Gott vergäße sie alsbald,
Er, der wie Schmerz im Darm, wie Salz im Aug ... -
plötzlich sehn sie im Traum: ein All aus Staub
zerstäubt sich, setzt sich langsam ab, gelind.
Und einer spricht ganz leis: „Mein liebes Kind“.

10

Bei Wundern kenn ich mich ein wenig aus:
sie sind wie Wachen auf dem Postenlauf.
Walter Thümler
Erste Stanzen. Für Jelena Schwarz
Zweite Stanzen. Auf den Tod eines Kätzchens
 Dritte Stanzen. Wein und Seefahrt
Koda
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