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Aus Anfang des Buches | |
Engel von Rheims | Für Francois Fedier | Bist du bereit
lächelt dieser Engel –
ich frage, obwohl ich weiß,
du bist gewiß bereit:
doch ich sage es nicht zu irgendwem,
sondern zu dir,
dem Menschen, dessen Herz den Verrat an seinem
irdischen König nicht überwindet,
am König, der hier vom ganzen Volk gekrönt,
und am anderen Herrscher,
dem Zar des Himmels, unserem Agnus,
sterbend in der Hoffnung,
daß du mich wieder hörst;
wieder und wieder,
seit jeden Abend
die Glocken erklingen machen meinen Namen,
hier, im Land des ausgezeichneten Weizens
und des hellen Weins,
und Traube und Ähre
saugen ein meinen Laut -
und doch,
in diesem rosafarbenen zerbröselten Stein
die Hand erhebend,
jene im Weltkrieg abgeschlagene,
erlaub trotzdem daran zu erinnern:
bist du bereit?
zum Tod, zum Hunger, zum Verrat, zur Feuersbrunst,
für den Überfall der Fremden, den sich auf uns zu bewegenden Zorn?
All dies ist, zweifellos, wichtig, aber darum geht’s mir jetzt nicht.
Nein, nicht daran bin ich verpflichtet zu erinnern.
Nicht deshalb hat man mich geschickt.
Ich sage:
bist du
bereit
zum unbeschreiblichen Glück? | Walter Thümler | |
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