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Aus Tristan und Isolde | |
6. Der verletzte Tristan treibt im Kahn | Grandezza glüht – wie wenn im Schwarz
der Flasche eine Perle schmölze,
versunken auf dem Grund, verharzt –
und hebt doch im verletzten Stolze
zu reden an, wie eine Woge,
ein unbeugsamer Potentat.
Du möchtest, Schwermut, Todesdrang,
hervorgehn aus den Nebelschwaden
wie Molen, willst dich selbst umarmen
von fern und wie ein Ozean.
Was silbern blitzt, ein Zweig des Bran,
was wie der Schilf prophetisch gellte...
– das Ohr verstörend –, ewig lang
schon lernst du unbehelligt:
so süß wie eine Wunde brennte
ist Leben weit, wenn Abschied naht.
Ich mag ihn, Tristan, wie er springt:
Vom Turm ins Meer hinab – er blinkt
– ein Stern! – so bannen wir die Trauer
– durch Tat! ein reines Sich-es-trauen.
Und wie es aus den tiefsten Wunden rinnt,
solch Blut gefällt mir anzuschauen
als Ornament für Zärtlichkeiten.
Was tun? Ich liebe es entwirrt.
Man kann dem Ozean dann lauschen,
ich liebe es, mag es auch täuschen.
Treib fort, wie Tristan dort im Kahn,
verwundet schlage an die Saiten
der Hoffnung – und dem Himmel, dem Orkan
spiel auf von deinen freien Leiden.
Der kleine Schwermut unsres Helden
im Gram des großen Ozeans
ist wie ein Dorf vor Berg und Felsen,
ein Haus, das früh schon schlafen geht
wenn Sturm an seine Läden schlägt.
Der Schneesturm, der als wildes Tier
aus tausend Augenwimpern stiert,
sieht Menschen schlafen, Meisterinnen
die jenen Flachs für alle spinnen:
Die Schicksalsspindel summt so schön,
vom goldnen Vlies erzählt ihr Ton.
– Wird nimmer sein.
– Was macht das schon? | Hendrik Jackson | |
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| | 6. Der verletzte Tristan treibt im Kahn |
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