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Aus Aus Tore, Fenster, Bögen
| (1979–1983) | |
An Licinius | für L. Jewdokimowa | Weißt du noch, wie der April anbrach? und jetzt ist Monatsmitte schon,
es glich einer Seereise - die weisen Haine, das Pfeifen des Winds.
Doch ich möchte gern leben! Sinnlos die Hoffnung, Licinius,
daß im Meer des gemeinsamen Verderbens ein Korken versinkt.
Um zur krepieren vor Schande, fahren wir auf staatlichem Schiff.
Denn wer hat schon Lust, am Eisen zu lecken im sibirischen Eis?
Denn nicht der Himmel - ist die Erde, denn auch morgen - lärmt nicht
bald,
sondern heute. Sondern heute - wie Theresias, der Greis.
Ein altes Bild mit Schmetterling und Kerze hol aus dem Schiffsraum ich
heran:
ich muß des starken Todes Schwingen und Wurzeln mir ansehen.
Dort klagt der Ozean, wie ein Blinder, der eine Betrachtung verfaßt
vor den Menschen, die ihm zu essen nicht geben, ihrer Gier nachzugehen.
O Ozean-Schmetterling! wer schloß, wer öffnete deine Flügel? wer
schöpfte
mein Herz so leer
mit den Löffeln der Linien, daß nichts dort geblieben?
So lebt der Ozean. Wer lebt, Licinius, erzähl es mir,
in der goldenen Mitte der Kerze, so daß zuletzt lächelt auch sie? | Walter Thümler | |
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